GEMEINSAME PRESSEMITTEILUNG
Jagdstrecken 2024/2025: Weniger Jagdstrecke heißt nicht weniger Wild – nachhaltige Regulierung bleibt essenziell
Potsdam, 10. Dezember 2025 – Die aktuellen Jagdstreckenzahlen des Ministeriums für Land- und Ernährungswirtschaft, Umwelt und Verbraucherschutz (MLEUV) zeigen erneut moderat rückläufige Strecken bei Rot-, Dam- und Rehwild. Der Waldbesitzerverband Brandenburg und Waldbauernverband Brandenburg sehen jedoch keinen Anlass für Alarmismus oder Untergangsszenarien, wie sie derzeit in Teilen des öffentlichen Diskurses verbreitet werden.
Sachliche Analyse statt dramatischer Erzählungen
Wer aus kurzfristigen Rückgängen der Abschusszahlen pauschal auf einen „Bestandseinbruch“ der Schalenwildarten schließt, verkennt die langfristigen Entwicklungen und ignoriert die Realität der vergangenen Jahre.
Die Streckenentwicklungen seit dem Jagdjahr 1990/1991 zeigen klar:
- Langfristig steigende Trends bei den Abschusszahlen für Rot-, Dam- und Rehwild
- Rückgänge erst seit wenigen Jahren, zeitlich parallel zu außergewöhnlichen Ereignissen wie:
- Heftige Herbststürme im Oktober 2017: Über viele Wochen waren größere Waldflächen nicht begehbar; Gemeinschaftsjagden konnten nicht oder nur eingeschränkt stattfinden.
- Dürrejahre 2018 und 2019: Nahrungs- und Wassermangel führten zu Stress, reduzierten Reproduktionsraten und veränderten Bewegungsmustern.
- Corona-Pandemie ab 2020: In den ersten beiden Jahren durften vielerorts keine Gesellschaftsjagden im Winter durchgeführt werden.
- Sturmereignis 2022: Hat zu erheblichen Einschränkungen jagdlicher Aktivitäten geführt hat.
- ASP-bedingte Einschränkungen: Sperrzonen, Kontrollen und zusätzliche Pflichten führten zu einem erheblichen Zeitaufwand und regional zu Jagdverboten.
- Räumliche Verschiebung durch den Wolf: Wild wird heimlicher und nachtaktiver, zieht sich zurück und reduziert Aktivität – mit dem Effekt geringerer Jagdstrecken und nicht zwingend geringerer Populationen (Ausnahme Muffelwild).
Diese Faktoren erklären die aktuellen Zahlen deutlich plausibler als die These einer strukturellen Gefährdung der Wildbestände.
Keine wissenschaftliche Grundlage für Alarmrhetorik
Behauptungen, einzelne Wildarten befänden sich „im Sinkflug“, „am Rande des Aussterbens“ oder würden durch eine vermeintlich „verfehlte Forstpolitik“ verdrängt, entbehren jeder fachlichen Grundlage.
Die Daten zeigen eindeutig:
- Schwankungen in den Abschussergebnissen sind normal, an außergewöhnliche Umweltbedingungen gebunden und erklären keinen Rückschluss auf Populationseinbrüche.
- Die jüngsten Rückgänge in den Abschussergebnissen sind kein Hinweis auf eine politisch forcierte Bestandsreduktion, sondern eher Ausdruck von Extremereignissen und eingeschränkten jagdlichen Handlungsmöglichkeiten.
Es bleibt die Frage, inwieweit Abschussergebnisse die tatsächlichen Wildtierpopulationen widerspiegeln?
Waldumbau bleibt zentrale Aufgabe – Wildbestände müssen dazu passen
„Emotional aufgeladene Dramatisierungen helfen niemandem – weder dem Wald noch dem Wild. Entscheidend ist, dass wir waldverträgliche Wildbestände langfristig sichern, damit der notwendige Waldumbau gelingt“, so Malte Eberwein, Vorsitzender des Waldbesitzerverbandes Brandenburg.
Rückgänge der Jagdstrecken sind kein Argument für weniger Jagd
Wer aus den aktuellen Zahlen der letzten 8 Jahre die Forderung nach mehr Schonzeiten oder weniger Bejagung ableitet, zieht falsche Schlussfolgerungen. Die Jagdstreckenentwicklungen der letzten 35 Jahre belegen eindeutig, dass unsere Wildbestände in keiner Weise gefährdet sind (siehe Grafiken). Längere Jagdzeiten bedeuten weder automatisch höhere Strecken noch erhöhten Jagddruck, sondern ermöglichen eine praktikable Anpassung an unterschiedliche regionale Bedingungen und die Erfordernisse des Waldumbaus. Die Entscheidung, wann, wo und wie intensiv gejagt wird, liegt weiterhin in der Verantwortung der Jägerschaft. Weshalb also der eigenen Kompetenz und Zunft misstrauen?
Für Waldumbau, Klimaanpassung sowie die Entwicklung klimaresilienter Mischwälder bleiben angepasste Wildbestände unverzichtbar. Die jüngsten Streckenzahlen ändern daran nichts – sie bestätigen vielmehr die Notwendigkeit einer modernen, praktikablen Jagd, die zukünftige Mischwälder mit deutlich mehr Biotopkapazitäten für unser Wild in Zeiten der Klimaveränderungen als wertvolle Lebensräume entstehen lassen.