Stärkung des ländlichen Raums durch Weiterentwicklung der Energiewende

Presseinformation des Forum Natur Brandenburg

Potsdam, 07. Oktober 2025. Anlässlich des heutigen Gesprächs von Infrastrukturminister Detlef Tabbert mit den regionalen Planungsgemeinschaften mahnt das Forum Natur Brandenburg e.V. eine Versachlichung der Debatte über die Herausforderungen der Energiewende an. Der Zusammenschluss der Brandenburger Landnutzer fordert, Chancen zu ergreifen, die Kommunen und Wirtschaftsbetriebe in den ländlichen Regionen Brandenburgs durch die Nutzung erneuerbarer Energien zu stärken.

„Mit Betroffenheit haben wir die jüngsten Äußerungen einiger Landespolitiker zur Windenergienutzung in Brandenburg zur Kenntnis genommen. Das Thema ist für die Menschen im Land zu relevant, um es für Wahlkampfzwecke zu missbrauchen. Vielmehr brauchen wir dringend einen sachlichen Ansatz bei der Weiterentwicklung der Energiewende, der auf fachlichen Argumenten beruht. Begriffe wie ‚Wildwuchs‘ oder gar ‚Windkraftanarchie‘ haben da nichts zu suchen“, so Gernot Schmidt, Vorsitzender Forum Natur Brandenburg e. V.

Bis heute ist in drei von fünf Planungsregionen kein Teilregionalplan Windenergienutzung erstellt worden. In diesen Regionen kann ein Genehmigungsverfahren außerhalb der geplanten Windeignungsgebiete beantragt werden. Diese Regelung endet, sobald der Regionalplan rechtskräftig ist. In den vergangenen Wochen hat die Landesregierung signalisiert, dass sie keine Genehmigungen außerhalb von sich derzeit in Aufstellung befindlichen Regionalplänen erteilen wolle. In den betroffenen Regionen schlugen daraufhin die Wogen hoch. Die Unsicherheit bei Kommunen, Bürgern und Unternehmen der Energiewirtschaft führte zu einer emotionalen Debatte mit teilweise unsachlicher Argumentation.

„Den Eindruck zu vermitteln, es gäbe einen Wildwuchs bei der Windenergie, ist falsch.“, erklärt Ulrich Böcker, Fachanwalt für Verwaltungsrecht und stellvertretender Geschäftsführer Familienbetriebe Land und Forst Brandenburg e.V. „Sämtliche Vorhaben durchlaufen ein komplexes Genehmigungsverfahren und stehen im Einklang mit Landes- und Bundesrecht.“

Das Forum Natur Brandenburg e.V. wirbt für eine Weiterentwicklung der Energiewende im ländlichen Raum und setzen dabei auf die Steuerungsfunktion der Regionalpläne. Gleichzeitig muss gewährleistet sein, dass Kommunen über ihre Bauleitplanung ebenfalls Windgebiete ausweisen können. Ebenso ist die bundesgesetzliche Regelung anzuwenden, nach der die Planung von Windenergieprojekten außerhalb der Regionalplanung so lange genehmigungsfähig ist, bis die Regionalpläne rechtskräftig sind.

„Diese Regelung hat der Gesetzgeber bewusst getroffen, um eine zügige Verabschiedung der Regionalpläne durch die regionale Planungsgemeinschaft zu gewährleisten. Wir erwarten, dass bei dem Gespräch des zuständigen Ministers mit den regionalen Planungsgemeinschaften die Fertigstellung der Regionalpläne in den Fokus genommen und bis dahin Planungssicherheit für die Betroffenen geschaffen wird.“ so Rudolf Hammerschmidt, Vorsitzender Familienbetriebe Land und Forst Brandenburg e.V.

Malte Eberwein, Vorsitzender Waldbesitzerverband Brandenburg e.V., ergänzt: „Wir weisen darauf hin, dass die Energiewende für den ländlichen Raum noch nicht abgeschlossen ist, sondern kontinuierlich weiterentwickelt werden muss. Neben den energie- und klimapolitischen Zielen sollte auch Wertschöpfung vor Ort entstehen. Für viele Waldbesitzer kann die Windenergie wirtschaftlich sinnvoll sein und sie beim klimaresilienten Waldumbau unterstützen. Wenn Flächen außerhalb der Regionalpläne genehmigungsfähig sind, sollten diese auch genutzt werden. Sie helfen mit, die Ausbauziele des Landes zu erreichen.“

Aus Sicht des Landesbauernverbands Brandenburg e.V. ist die aktuelle Debatte wenig hilfreich. „Die Umsetzung der Energiewende in den Bereichen der Stromversorgung, der Wärmeversorgung und der Mobilität stellt alle Beteiligten vor große Herausforderungen. Immer wieder müssen Kompromisse gefunden werden. Für uns ist wichtig, dass bei der Suche nach Ausgleichsflächen trotz aller Chancen so behutsam wie nur möglich mit landwirtschaftlichen Nutzflächen umgegangen wird. Das gilt auch für den Wege- und Leitungsbau. Die Ernährungssicherheit und die Energieversorgung dürfen nicht gegeneinander ausgespielt werden, sondern müssen im Einklang gedacht werden.“ so Denny Tumlirsch, Hauptgeschäftsführer des Landesbauernverband Brandenburg e.V.

Jan Hinrich Glahr, Vorsitzender Landesverband Erneuerbare Energien Berlin Brandenburg e.V., sagt dazu: „Wir sehen die Landesregierung in der Pflicht, sich für ein schnelles Inkrafttreten der drei noch offenen Regionalpläne einzusetzen. Dabei darf die Diskussion nicht zu sehr in eine emotionale, von Halbwissen geprägte Debatte abrutschen. Vielmehr ist es Aufgabe der Politik, deutlich zu machen, warum wir den Ausbau der erneuerbaren Energien im ländlichen Raum benötigen. Flächen- und Ausbauziele dürfen nicht infrage gestellt werden. Vielmehr muss die Energiewende im Dialog mit den Kommunen und den Flächeneigentümern und -bewirtschaftern weiterentwickelt werden.“

Quelle: FNB 

PDF